Blog2024-05-31T19:07:17+02:00
Briefkopf eines Angebots von Martina Roters, Werbetexterin mit großem Stempel: zurückgezogen

So nicht!

Warum ich ein Angebot zurückgezogen habe – obwohl Preisverhandlung und Briefing positiv verliefen

Hier habe ich Lehrgeld in Form von Zeit bezahlt. Doch auch auf Auftraggeberseite kann man an diesem unglücklichen Beispiel lernen, wie man es nicht machen sollte…

Ich bekam eine Anfrage-Mail, in der ich gebeten wurde, ein Angebot für einen Text für eine einzelne E-Mail zur Kundengewinnung zu schicken. Erst einmal habe ich dem Anfragenden sogar eine Absage geschickt, weil ich gerade in einem Langzeit-Projekt stecke, das relativ viel Energie kostet.

Aber dann passierte das:
Ich bekam folgende E-Mail

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Wow! Mein Ruf eilt mir wohl voraus!

Wertschätzung wird ja immer seltener – und daher warf ich nochmal einen 2. Blick auf seine Anfrage-Mail mit dem Hintergedanken: Vielleicht täte mir eine kurze Pause von meinem Großprojekt ja mal ganz gut?

Ich schrieb ihm zurück, dass wir am schnellsten in einem Gespräch feststellen würden, ob wir uns einig werden könnten (oder eben auch nicht).

Der Anruf sollte Freitag morgens um 10 Uhr stattfinden. Das Telefon blieb aber stumm.

Long Story short: Bis wir schlussendlich zusammenkamen, war es 17 Uhr am Nachmittag und ich war kurz davor, mich über meine Langmut zu ärgern, dass ich den Termin überhaupt noch aufrechterhalten hatte.

Aber gut. Er legte dann seine Karten zum Projekt auf den Tisch, wir feilten ein wenig am taktischen Vorgehen und am Ende warf ich eine Geldsumme in den Raum, die sich am oberen Ende der Preisspanne für eine Standalone-Mail auf meiner Webseite befand.

Er “quietschte” ein wenig, aber ich hielt stand, weil es B2B und nicht B2C war und ich jetzt schon wusste, dass ich einen ziemlich genialen Wurf landen musste, da die Zielgruppe nicht homogen war und er dennoch eine Mail an alle schicken wollte.

Und die Deadline, die er mit mir abgerungen hat, war überdies sehr, sehr sportlich.

*Anfragen werden aus Datenschutzgründen regelmäßig gelöscht – ca. 1 Monat nach Eingang.

Ich kalkuliere jedes Angebot individuell zugunsten des Kunden, aber auch so, dass ich das Gefühl habe, dass die Wertschätzung stimmt)

Angebot geht raus:

Ich fasste die Eckdaten in einer Mail zusammen und schickte ein formelles Angebot mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass ich eine Rückmail zum Angebot bräuchte, zumindest mit dem Wörtchen „ok“. Am Samstag meldete er sich per Sprachnachricht:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.
*Das Audio wird natürlich aus Datenschutzgründen nicht wiedergegeben.

Sinngemäß hieß es darin: Wir machen alles wie besprochen.

Ich war’s erst mal zufrieden, denn am Samstagmorgen bin ich voller Ideen aufgewacht und habe gleich in meinem schwarzen Notizbuch, das immer griffbereit am Bett liegt, 2 Seiten vollgeschrieben… Auch ohne den offiziellen Startschuss kann ich die kreativen Schleusen ja nicht bremsen, denn wenn ich das tue, dann versiegt der kreative Fluss…

Sonntag erwartete ich nichts, aber Montags um 8:32 schickte ich dann:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

und als nichts passierte, um 10:45 erneut:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

2 Stunden später erreicht mich wieder eine Nachricht:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Kleine Nachverhandlung:

Aber um 15:09 schickt er eine Sprachnachricht:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Darin verspricht er, dass er seine Buchhaltung gleich anweisen wird, den Angebots-Betrag zu zahlen (hatte ich gar nicht verlangt), hat aber noch mal mit seinem Businesspartner Rücksprache gehalten und sie sind zum Schluss gekommen, dass sie unbedingt doch 3 oder 4 Betreffzeilen (statt 2) zum Testen zu einem identischen E-Mail-Text brauchen, dann sei der Preis auch ok.

Ich überlege kurz, denke, dass es für mich kein so großer Mehraufwand ist und schreibe zurück:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Ich tausche die Zahl im Angebot aus und verschicke es erneut per E-Mail. Um 18:12 kommt eine Sprachnachricht vom Auto aus:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Inhalt: Ich hätte ihm im Angebot nicht schriftlich festgehalten, dass auch noch ein paar Textoptimierungen für die Webseite abfallen (stimmt, die hatte ich ihm zugesagt), aber wenn ich ihm das jetzt hier antworte, dann wär‘ er happy und er schickt mir das Ok und wird seine Buchhaltung umgehend mit der Zahlung beauftragen.

Ich antworte ihm:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Jetzt kommt’s knüppeldick:

Ich lese und staune.

Und zögere nicht, sondern schreibe ihm ganz spontan:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Er kontert mit Screenshots, die mir beweisen, dass er einem Dienstleister schon eine Beschwerde geschickt hat und am nächsten Tag eine Liste mit allen Bugs bekommt, die repariert werden müssen. Wäre alles zum Wochenende erledigt.
Und wir könnten ja einen Termin vereinbaren, bis zu dem die Funktionalität gewährleistet sein muss.

Daraufhin ich:

Dunkelblauer Hintergrund, darauf das Wort Relativierung und zwei gleich lange Linien, die aber verschiedene Pfeil-Endungen an jedem Ende haben: einmal nach innen gebogen und einmal nach außen gebogen. Erstere sieht viel kürzer aus, obwohl sie von gleicher Länge ist.

Es gab noch etwas abschließendes Geplänkel, das nicht mehr wesentlich war.
Ich habe ihm ganz zum Schluss noch den Rat gegeben, die Webseite in den Wartungsmodus zu versetzen, so lange noch dran gearbeitet wird, damit er seine Leads nicht verbrennt. Denn wenn ich die Webseite gefunden habe, dann finden sie andere, die sich für sein Thema interessieren, auch.

Ich habe übrigens nach einer Woche nachgeschaut: Die Webseite war online, Kauf-Links funktionierten nicht und andere Links im Footer ebenfalls nicht. Immerhin hat er die Headline-Idee, die ich ihm kostenlos mit auf den Weg gegeben habe, tatsächlich eingebaut.

Und die Moral von der Geschicht?

Texter:innen / Copywriter diskutieren vermutlich gern darüber, wie du dir den optimalen Verkaufsfunnel vorstellst, nur: die Verantwortung dafür trägst letztendlich du.

Drei Ratschläge, die ich Mr. X gern vorher gegeben hätte:

– Es ist nicht die beste Idee, einen Webseitenlaunch und eine Marketingaktion aus dem Urlaub heraus (!) zu jonglieren

– Verbrenn keine Leads! Schlechte Texte oder nicht funktionierende Links sind ein No-Go.

Plane ausreichend Zeit zur Umsetzung deines Projekts ein!

Das gilt vor allem für kreative Arbeiten (wie Texten), die nicht 08:15 sein sollen. Und zwar nicht, weil Originalität an sich ein hoher Wert wäre, sondern weil es immer darum geht, die optimale Verbindung zwischen der Situation deines Zielkunden und deinem Angebot zu vermitteln, denn nur dann stellt sich auch wirklich das nötige Haben-Wollen-Gefühl ein.

So nicht! Angebot zurückgezogen!

September 2nd, 2024|0 Kommentare

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