Blog2024-03-26T12:38:11+01:00
Bucket Brigade: Farbige Männchen mit Eimern

Die Bucket Brigade, die „unscheinbaren“ Copywriting-Helferlein!

Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich manche Texte viel leichter und flüssiger lesen, obwohl sie „trockene“ Fachinformationen enthalten?

Das liegt vielleicht daran, dass die Bucket Brigade mithilft.

Bevor ich dir gleich erkläre, was das ist, hier schon mal eine dicke Prise Vorfreude auf die Bucket Brigade:

Wer sie richtig einsetzt, darf folgende positive Wirkungen erwarten:

– Mehr Menschen lesen deinen Text ganz durch bis zu deinem Call-to-Action (du HAST doch einen CTA?).

– Gut für SEO! Die Gunst der Suchmaschinen durch eine längere Verweildauer kannst du insbesondere dann brauchen, wenn dir noch Audio oder Video auf deiner Webseite fehlt.

– Die Bucket Brigade bestimmt zu einem Großteil die Tonalität deines Textes, sprich: wie dein Text in den Ohren deiner Leser:innen „klingt“.

Was zum Kuckuck ist denn nun die Bucket Brigade genau?

Die Bucket Brigade stammt aus der Zeit, als noch nicht die Feuerwehr mit der Löschspritze kam: Es ist die Eimer-Menschenkette, mit der Wasser von einer Quelle weitergereicht wird bis zum Brandherd.

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Schon klar, wir müssen das noch auf den Text übertragen:

In einem Text sind es die Verbindungsworte oder -Sätze, die dafür sorgen, dass dein Text fließt – und so die Leser:innen zuverlässig bis zum CTA mitzieht.

Zugeschrieben wird der Ausdruck dem legendären Copywriter und Unternehmer Joe Sugerman,

Wieso legendär? Er hat es geschafft, ein gebrauchtes Flugzeug, das noch 190.000 $ wert war, für 240.000 $ zu verkaufen – und das allein war nicht das Kunststück, das bestand darin, dass er das mit einer einzigen Zeitschriftenanzeige geschafft hat!

Beeindruckt?

Sein Erfolg kam nicht von ungefähr. Denn durch gut ausgesuchte Überleitungen bekommt dein Text eine bessere Tonalität. Im Idealfall sollen die Menschen ja innerlich deine sympathische Stimme hören und gar nicht anders können, als von einem Satz zum nächsten zu gleiten (Sugarman nannte das gerne „slippery slide“).

Hier ein paar bekannte Beispiele für solche Copy-Überleitungen:
Da ich Katzen liebe, sind die mein Beispielthema…):

Zum Einstieg:

Hast du dich schon mal gefragt, warum…

Kommt dir das bekannt vor? Also [MEINE Katze)…

Vielleicht weißt du es schon. (Katzen)…

Nach dem Einstieg:

Schauen wir uns [das Thema Hygiene] genauer an:

Los geht’s!

Mit-Fühlen:

Du weißt ja, wie das ausgeht, wenn du deine Katze…

Vielleicht fragst du dich gerade…

Solidarität zeigen:

Keine Sorge!

Wie oft hast du schon den Rat gelesen, du sollst Katzen…

Aufforderungen:

Sieh mal /Hör mal,

Achtung!

Mach. Das. (Nicht).

Interaktion

Schreib dir auf…

Mach eine Liste von…

Kleb dir einen Zettel an den Bildschirm…

Wenn der Leser dein Argument vermutlich unterstützt:

Richtig!

Also ja:

Wenn der Leser dein Argument vermutlich nicht (gleich) unterstützt:

Falsch!

Nicht so schnell!

Mitten im Text

Nun,

Butter bei die Fische!

Was mich zum Kern der Sache bringt:

Bei Aufzählungen:

First things first (ja, bei manchen Zielgruppen kann Englisch eine gute Wahl sein)

Aber es kommt noch besser!

Betonende Ausrufe (zur Bestätigung oder Ankündigung):

Ratsch!

Peng!

Fragen mitten im Text:

Worum geht es wirklich?

Weißt du, was noch schlimmer ist?

Einschränkungen, Gegensatz:

Leider

Zugegeben,

Zum Schluss:

Fassen wir zusammen:

Fazit:

Und voilà!

Nachwirkung (z. B. Im PS)

Und wir haben noch nicht einmal über… gesprochen. Darüber mehr in einem anderen Artikel.

Worauf wartest du noch?

Nur, falls es dich interessiert: Als Profi habe ich eine gut sortierte Sammlung dieser Ausdrücke (> 300). Jedes Mal, wenn ich einen gut geschriebenen Newsletter lese, liest mein Bucket-Brigade-Radar mit, und wenn der anschlägt – schwupps – wieder wandert ein Wortschnipsel in die Sammlung!

Ist die Bucket Brigade nur was für geschriebene Texte?

Ganz im Gegenteil. Es heißt ja immer, man soll nahbar sein. Durch diese kleinen Einwürfe bekommt auch das Gesprochene das Flair der immer wieder beschworenen „Unterhaltung an der Bar“.

Bei Video und Podcast musst du nur noch mehr drauf achten, dass die kleinen Einsprengsel auch wirklich zu dir passen. Sonst klingt es schnell gekünstelt.

Ohne die Bucket Brigade könntest du deine Headline auch beerdigen

Alle reden immer – zu Recht – über die Headline.

Ja, sie kann den Leser „in den Text hineinziehen“ und Sub-Headlines können auch Scanner dazu bewegen, an einer späteren Stelle vom Überfliegen zum genauen Lesen überzugehen.

Doch was liefert die Leseenergie inmitten der Body Copy? Was bringt deine Leser:innen bis zum Call-to-action?

Du ahnst es: Die Bucket Brigade!

Die Bucket Brigade als Bullshit-Detektor

Wie gesagt, ich nutze meine persönliche Liste und im Internet findest du auch (meist wohl englische) Ergebnisse zum Suchwort Bucket Brigade. Bedien dich!

Es gibt nur ein klitzekleines Problem.

Während der Rookie-Copywriter diese Übergangs-Formulierungen großzügig in seinen Text streut,

fragen sich erfahrene Copywriter lieber, wie stichhaltig der Absatz, für den sie die Überleitung einsetzen wollen, tatsächlich ist.

Brauchst du den Absatz wirklich? Oder solltest du ihn lieber wegmeißeln?

Versetz dich immer in deine Leser/Hörer/Zuschauer:innen:

Vielleicht keimt da gerade Reaktanz auf?
Dann suche bessere Argumente oder Formulierungen, die das vermeiden.

Vielleicht bildet sich gerade ein Einwand?

Dann entkräfte ihn!

Vielleicht steht deinem Argument ein (falscher) Glaubenssatz entgegen?

Dann entlarve ihn.

Die visuelle Bucket Brigade

Es gibt auch die Möglichkeit, die Leseenergie durch graphische Fortschritts-Elemente zu befördern, quasi Vertikale Fortschrittspfeile sind so ein Beispiel.

Ein beliebtes und auch sehr wirksames Mittel sind nummerierte Aufzählungen.

Wenn vorher 3 Punkte versprochen wurden, so werden die meisten nicht nach dem Lesen des 2. Punktes aufgeben, wenn die 3 schon in Sicht ist.

Bei Videos sind auch Einblendungen mit Zeitangaben zugkräftig. („Auflösung in 10 Sekunden“)

Vielleicht steht deinem Argument ein (falscher) Glaubenssatz entgegen?

Dann entlarve ihn.

Verkaufs-Architektur

Immer mehr Leute denken, dass ein guter Verkaufstext aus verschiedenen Blöcken besteht und dass man nur gute Blöcke – die man auch aus einer KI herauskitzeln kann – aneinanderreihen muss, um einen fertigen Text zu haben.

Mein Opa war Maurer. Der hat mir als kleines Kind schon die Kelle in die Hand gegeben und mich erfahren lassen, dass man eine Mauer bloß aus aufgeschichteten Steinen umwerfen kann.

Übung macht Meister:innen

Übung! Denn Übung macht den Meister und die Meisterin.

Hast du nicht noch ein paar ungelesene Newsletter? Vielleicht im Gelöscht-Ordner?
Dann lies jetzt drei durch und suche nach der Bucket Brigade.

Wenn du keine findest, dann druck den NL (min. 2 Seiten) aus und überlege: Wo hättest du welche eingesetzt, und welche wären das gewesen?

Wenn du hier angekommen bist, dann hast du über 1000 Wörter gelesen.
Wow!
Könnte das nicht auch an der Bucket-Brigade gelegen haben?

Martina Roters
Martina Roters
Martina Roters schreibt seit 2006 Texte, die Kunden begeistern: Damit deren Kunden Vertrauen fassen und dann auch wirklich kaufen!
In diesem Blog schreibt sie über ihr Leben als Texterin und gibt Tipps zu Copywriting Themen.

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